Pädagogik

Kampfsport für Kinder

DER SPIEGEL 41/2000
DER SPIEGEL 41/2000

Karate, zunächst als rein männliche Sportart aus Ostasien nach Europa importiert, in den Achtzigern von Frauen zum Zweck der Selbstverteidigung entdeckt, eignet sich auch für Kinder. In den USA, wo der Kampfsport schon seit Jahren als Kinderspiel erprobt wird, nimmt die Zahl der Gürtelträger unter zwölf pro Jahr um 15 Prozent zu. Besonders körperlich oder sozial schwache Grundschüler, die sich in Gruppenspielen wie Basket-, Volley- oder Fußball leicht an den Rand gestellt fühlen, profitieren vom Karate-Training. Der geregelte Zweikampf ohne Mannschaftsdruck stärkt das Selbstbewusstsein und hilft nach Erfahrung von Eltern und Trainern gerade Kindern, die auf dem Schulhof unterlegen sind oder auf Grund von leichten Behinderungen gehänselt werden. Karate-Training verbessert bei lernschwachen Kindern die Konzentrationsfähigkeit. Wichtiger als die exakte Ausübung der Regeln ist die Persönlichkeit des Trainers. Dessen Fähigkeiten erweisen sich darin, dass er aus einem typischen Schulhof-Prügelknaben einen Jungen macht, vor dem die größten Rüpel Respekt haben.

DER SPIEGEL 41/2000

Hilfe für "Zappelkinder"

Wer kennt sie nicht, die Kinder, denen es äußerst schwer fällt, still zu sitzen und sich zu konzentrieren. Die "Zappelkinder" rufen ständig dazwischen, sind immer in Bewegung und fangen schnell Streit an, wenn nicht alles so klappt, wie sie sich das insgeheim vorgestellt haben. Schnell sprechen die Ärzte in diesem Fall von ADHS und verabreichen diesen "nervenden" Kindern Ritalin. In Land Brandenburg bietet Mike Moldenhauer ein Alternativprogramm für diese Kinder an. Er hilft den ADHS-Kindern - mit Karate. Einen ganz neuen Ansatz, mit ADHS zu leben, bietet Mike Moldenhauer (37) aus Falkensee bei Berlin. Er bietet Karate-Kurse für Kinder ab sechs Jahren an. In ihnen unterrichtet der Karateka mit dem schwarzen Gürtel (4. Dan) mit großem Erfolg auch ADHS-Kinder. Karate für Kinder, die sich nicht konzentrieren können? Moldenhauer: "Ja, natürlich. Karate ist ein Bewegungssport. ADHS-Kinder haben ja das Bedürfnis, sich viel zu bewegen. So kommt ihnen der Sport in dieser Hinsicht deutlich entgegen. Sie lernen beim Karate aber auch, sich zu konzentrieren und ihre Bewegungen in vorgegebene Bahnen zu lenken. Haben sie Erfolg dabei, erfahren sie sofort eine Bestätigung, haben also ein echtes Erfolgserlebnis."

Für Mike Moldenhauer ist es vor allem wichtig, den Kindern eine Umgebung zu bieten, in denen sie sich unabhängig von ihrem sonstigen Alltag neu behaupten können. Im Trainingsraum des Dojos (Trainingsstätte), gibt es für die Zeit der Trainingsstunde keinen Stress mit den Eltern und keine Sorgen mit den Schulaufgaben: "Die Sorgen der Schüler können an der Tür abgestreift werden, sobald sie das Dojo betreten. Hier konzentrieren sie sich ganz auf sich selbst und müssen nicht länger die Erwartungen der anderen erfüllen, denn das Dojo hat seine eigenen Regeln. Feste Richtlinien, in denen sie sich aber bewegen können - hier wird Zurückhaltung, Respekt und das miteinander arbeiten gelehrt und geübt. So kann sich jeder in einer niveauvollen Umgebung entfalten und ist hier niemanden "ausgeliefert". Hier geht es darum, dass die Kinder zusammen mit anderen etwas für sich ganz für sich alleine tun."

In der Tat bleiben die Eltern beim Karateunterricht selber außen vor. Die Kinder tauchen in eine ganz eigene Welt ein, was sich auch im Sprachgebrauch deutlich macht. Sie tragen einen weißen Gi (Karateanzug aus Baumwolle), treffen sich im Dojo, sprechen ihren Lehrer mit Sensei an, lernen auf Japanisch zu zählen und wissen schon bald, wie bestimmte Verteidigungsbewegungen und klassische Angriffstechniken heißen. Sie trainieren Katas, was nichts anderes als spezielle Bewegungsabfolgen aus Angriffs- und Verteidigungsschritten gegen sich vorzustellende Gegner sind.

STERN 10/2003

Richtig Loben bei Kindern

Lob freut große wie kleine Menschen, es macht stolz und spornt an. Aber gerade bei Kindern kommt es darauf an, wie gelobt wird. Es gibt da feine Unterschiede.
Lob kann elterliche Freude, pädagogische Anerkennung, Wertschätzung und Stolz vermitteln - vorausgesetzt, es ist ehrlich gemeint und erfolgt nicht mechanisch. Ist Lob mühelos zu erhalten, motiviere es nicht mehr, sagt Emrah Düzel, Neurowissenschaftler an der Otto-von-Guericke-Universität in Magdeburg.
Kinder brauchen Zeit, Zuwendung und Zärtlichkeit, erläutert Johanna Graf, Psychologin an der Ludwig-Maximilians-Universität in München und Vorsitzende des Vereins "Institut zur Stärkung der Erziehungskompetenz".

Auch sollten Eltern sich nicht groß aufregen, wenn etwas misslingt. Versagt ein Kind bei einer Sache, ist es noch lange kein Versager. Wenn Misserfolge erlaubt sind, begreifen Kinder, dass es nicht tragisch ist, wenn mal was danebengeht - das stärkt die Selbstwirksamkeit des Kindes, sein psychologisches Immunsystem. Beim Ausprobieren zu scheitern und es noch einmal zu versuchen, gibt dem Kind die Gewissheit, Probleme meistern zu können. Um emotionale Kompetenz geht es in Grafs "FamilienTeam"-Kursen. Das Positive beim Kind zu sehen, falle vielen Eltern schwer. "Wir haben einen Mängelblick in unserer Gesellschaft und schauen oft nörgelnd auf das, was nicht gut läuft", so Graf. Akzeptanz, Wohlwollen und positives Lob konkret zu formulieren, müssten die meisten Eltern systematisch üben. Deshalb arbeiten die Trainer in Grafs Kursen ihrerseits nur mit wohlwollenden Rückmeldungen: Sie etablieren das, was die Eltern dann an ihre Kinder weitergeben sollen. Das ist auch wichtig für den Lernerfolg. Die Aufgabe ist anspruchsvoll: genau hingucken, den Blick fürs Positive schulen, Lob konkret formulieren. Das erfordert Zeit und Energie, aber die Mühe lohne sich, sagt Graf. "Wie ich mit meinem Kind spreche, prägt sein Selbstbild und seine späteren inneren Selbstgespräche." Entweder erschaffen Eltern einen strengen inneren Kritiker und Antreiber oder einen positiven, wohlwollenden Unterstützer. Keine Frage, wen man sich lieber als Begleiter für sein Kind wünscht.

DER SPIEGEL 1/2014

Kindersport stärkt Selbstbewusstsein


So fördert Sport das Selbstbewusstsein Ihres Kindes
(Expertenrat von Dr. med. Andrea Schmelz, Ärztin)

Regelmäßige Bewegung ist lebensnotwendig für die gesunde Entwicklung Ihres Kindes, denn sie stärkt nicht nur Muskeln und Knochen. „Bewegte“ Kinder haben ein stärkeres Selbstbewusstsein! Die gesundheitlichen Vorteile von ausreichend Bewegung kennt inzwischen jeder. Doch lernen Kinder beim Rennen, Toben und beim Sport noch viel mehr – und das fürs Leben. Wer seine Kräfte einzuschätzen weiß und seine Grenzen kennt, kann mutig und selbstbewusst auf andere zugehen.

Durch Erfolge im Sport erlangt Ihr Kind ein starkes Selbstbewusstsein

Wenn Ihr Kind sich viel bewegt, draußen tobt und im Kindergarten oder im Verein mit anderen Kindern turnt und spielt, lernt es seine körperlichen Kräfte richtig einzuschätzen und vergleicht sich mit anderen. Sofern es nicht der komplett unsportliche „Bücherwurm“ oder „Lego-Bauer“ ist, der lieber auf einem anderen Gebiet glänzt, wird es immer wieder feststellen, dass es genauso gut oder manchmal vielleicht auch besser als andere rennen, klettern oder springen kann. Es wird sich in Wettspielen mit anderen Kindern messen. Wenn es gewinnt, ist das wieder ein Kick fürs Selbstbewusstsein. Und wenn es manchmal verliert, kann ihm Ihre Ermutigung helfen, es noch einmal zu versuchen. Merke: Auch Verlieren will gelernt sein!

Beim Kindersport lernt Ihr Kind nicht nur Teamgeist sondern auch andere Sachen, die zu einem guten Selbstbewusstsein führen

Speziell beim Turnen, Kampfsport mit anderen oder auch bei Mannschaftsspielen lernen Kinder fürs Leben. Damit ein Spiel gelingen kann, sind Spielregeln notwendig. Fairness steht hoch im Kurs. In der Gruppe üben Kinder, Regeln einzuhalten und Rücksicht auf andere zu nehmen. Sie müssen z. B. warten, bis sie an der Reihe sind, einander im Spiel ausweichen und Bewegungen aufeinander abstimmen, damit ein gutes Team entsteht. Sie lernen, gemeinschaftlich für etwas verantwortlich zu sein, und verbessern ihre Kooperationsbereitschaft. Das Durchhaltevermögen wird ebenfalls gestärkt. Doch auch die pure Bewegung nützt Ihrem Kind: So lernt es beispielsweise durch das Toben, seine Aggressionen abzubauen, es wird mutiger und traut sich mehr zu.

http://www.elternwissen.com/erziehung-entwicklung/kind-stark-selbstbewusst/art/tipp/so-foerdert-sport-das-selbstbewusstsein-ihres-kindes.html